Steffi Halm in Le Mans mit bestem Saisonergebnis
Das Finale der FIA European Truck Racing Championship war für Stephanie Halm vor insgesamt 54.000 Zuschauern ihre erste Begegnung mit dem Circuit Bugatti, der Traditionstrecke des berühmten 24-Stunden-Rennens von Le Mans.
Am frühen Samstagmorgen musste sich die Mercedes-Pilotin bei sehr niedrigen Temperaturen und rutschiger Piste auch erst einmal an die Grenzen herantasten. Und so verbesserte sich Steffi bis zum Zeittraining um immerhin mehr als 10 Sekunden, allerdings wurde auch die Konkurrenz schneller. Dennoch, auch ihren Abstand zur Spitze konnte sie um mehr als 4 Sekunden verkürzen, schließlich fuhr sie auf den 20.Startplatz.
Das Rennen selbst verlief für die Ambucherin dann wenig aufregend. Schnell hatte sie sich von ihren schon die ganze Saison begleitenden Verfolgern, dem Franzosen Florian Orsini (Mercedes) und Scania-Pilot Erwin Kleinnagelvoort (NEL) lösen können. Nach vorn war der Abstand schon so groß, dass auch da keine Möglichkeit mehr bestand, sich noch weiter zu verbessern, bis der Engländer Mathew Summerfield (MAN) zu schwächeln begann. So konnte Steffi zum Schluss noch auf den 19. Platz vorfahren.
Auch im zweiten Rennen hatte es die Mercedes-Pilotin wieder mit den gleichen Gegnern zu tun. Diesmal konnte sie sich aber schon sehr frühzeitig lösen und lieferte sich Mitte des Rennens bei der Verfolgung des Duos, Jean-Pierre Blaise (BEL) auf Renault und des Franzosen Jeremy Robineau (MAN) über mehrere Runden ein Duell mit dem MAN von Mika Mäkinen (FIN). Dann aber setzte sich der Finne mit seiner langjährigen Truckracing-Erfahrung und dazu auch noch mit einigen PS mehr unter der Haube gegen die Ambucherin durch. Steffi hielt aber noch lange Kontakt zu der Gruppe, die um den 13.Platz kämpfte, doch wirklich attackieren konnte sie dann doch nicht mehr. So musste sie sich am Ende mit dem 16. Platz in dem 22er-Feld zufrieden geben.
Am Sonntagmorgen ging es wieder sehr früh los, und beim Warm-Up war die Piste erneut recht rutschig. So kam denn auch nicht nur Steffi an ihre gestrigen Rundenzeiten nicht mehr heran. Bis zum Zeittraining war der Asphalt nicht wesentlich besser geworden, dennoch konnte sich die Mercedes-Pilotin leicht verbessern und belegte am Ende den 19. Startplatz.
Das anschließende Rennen begann mit einem fürchterlichen Crash nur wenige hundert Meter nach dem Start. An der Spitze und im Mittelfeld waren einige Trucks heftig ineinander gedonnert. Nur wenige Trucks blieben völlig unversehrt. Beim tankpool24-Mercedes hing die vordere Stossstange etwas daneben, ansonsten war Steffi dem Chaos heil entkommen. Bis die Wracks von der Strecke geschleppt waren und das Rennen neu gestartet werden konnte, verging gut eine halbe Stunde. Die junge Pilotin ließ sich aber dennoch nicht aus der Ruhe bringen. Mitte des Rennens konnte sie gar auf den 12.Platz vorfahren und lieferte sich anschließend ein begeisterndes Duell mit Blaise. In der letzten Runde traf die Pilotin in der letzten Schikane die Ideallinie nicht ganz optimal, der Belgier konnte die Situation nutzen und zog am Mercedes vorbei, so blieb Halm dann doch nur der 13. Platz.
Das Abschlussrennen brachte mit dem 12.Platz das beste Resultat der Saison. Lange Zeit hatte die Schwäbin auf der 16. Position gelegen, bevor sie sich – auch von den Fehlern der Gegner profitierend – nach und nach bis auf den 12. Rang vorarbeiten konnte.
„Eigentlich sind wir ja schon zufrieden“, meinte MB-Motorsport-Team-Chef Markus Bauer nun zum Saisonabschluss. „Es wäre zu vermessen gewesen, zu glauben, dass wir mit unserem Mercedes, der ja nun auch nicht mehr das neueste Modell ist und auch nicht den stärksten Motor hat, gleich in die Punkte hätten fahren können. Gerade im letzten Rennen hat Steffi wieder bewiesen, mit etwas mehr Glück wäre es doch möglich gewesen, durchaus mal einen Punkt zu holen. Unsere Sponsoren waren mit unserem Auftritt sehr zufrieden, und das ist gerade für uns als kleines Team sehr wichtig. Steffi hat dem Team eine ungeheure Resonanz verschafft. Jetzt müssen erst einmal die Saison Revue passieren lassen, ausführliche Gespräche mit den Sponsoren führen, bevor wir fürs nächste Jahr exakt planen können. Sollte tatsächlich ein Rennen in der Türkei dazukommen, und es dann sogar 11 Rennen geben, muss man gerade auch unter dem Gesichtspunkt das Budget genau einteilen.“
Steffi Halm zeigte sich vom Truckracing im Allgemeinen und gerade auch vom Abschluss in Le Mans begeistert. „Das ist schon eine etwas andere Motorsportwelt, als ich sie sonst so kenne. Im Fahrerlager geht es doch sehr offen zu, da ist man sehr kontaktfreudig, aber das ist man hier unter den Truckracern auch auf der Piste. Kontakt zwischen den Autos gibt es auch bei den Tourenwagenrennen, die ich sonst so fahre. Aber hier im Truckracing ist das sehr viel intensiver und massiver – und danach fährt man trotzdem weiter. Während der ganzen Rennen bin ich ja recht gut über die Runden gekommen, ich bin ja auch nicht unbedingt das letzte Risiko eingegangen. Mein persönlicher Popularitätssprung war schon enorm, kürzlich haben wir sogar Fanpost aus den USA bekommen. Mir hat es sehr gut gefallen, ich könnte mir vorstellen, in der FIA Truck Racing Championship auch im nächsten Jahr zu fahren.“
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