Steffi Halm bei Truck-EM auf dem Vormarsch

Kopie von 1Schon bei ihrem zweiten Auftritt in der FIA European Truck Racing Championship im südfranzösischen Nogaro zeigte Stephanie Halm, dass sie ihrem obersten Ziel, sich immer mehr mit den anderen Verhältnissen im Truckracing und insbesondere mit dem ganz anderen Fahrverhalten eines fünfeinhalb Tonnen schweren RaceTrucks mit fast 1000 PS vertraut zu machen, schon ein ganzes Stück näher gekommen ist.

Am Freitag standen zunächst einmal Presse- und VIP-Fahrten an. Steffi nutzte die Gelegenheit, einige Runden beim früheren Rallye-Vizeweltmeister Uwe Nittel, der in der FIA ETRC in einem Renner von TruckSport Lutz Bernau unterwegs ist, auf dem Beifahrersitz Platz zu nehmen, bevor sie sich selbst wieder ans Steuer ihres tankpool24-Mercedes setzte. Anschließend ließ sich die Truckracing-Novizin noch einige Besonderheiten von Nittel anhand der Telemetrie-Aufzeichnungen erklären. Und dass diese „Lehrstunde“ auf fruchtbaren Boden gefallen war, zeigte Stephanie Halm wenig später, sie verbesserte sich im Laufe des Tages um 8 Sekunden.

Ernst wurde es dann am Samstag beim Zeittraining, da ließ die junge Deutsche bei tückischen Pistenverhältnissen erfahrene Truckracer wie den Engländer Mathew Summerfield (MAN) und den Belgier Jean-Pierre Blaise (Renault), deren RaceTrucks zudem noch einige PS mehr unter Haube haben als Halms Mercedes-Benz, hinter sich.

Das anschließende Rennen verlief eher undramatisch. Das Podium ging an ein MAN-Triumvirat mit Jochen Hahn, Uwe Nittel und dem Spanier Antonio Albacete.

Und so gab es denn auch die spannendsten Kämpfe im zweiten Teil des Starterfeldes – zwischen Stephanie Halm und Summerfield. Die junge Deutsche hatte sich am Start gegen den Briten durchsetzen können. Von da an klemmte Summerfield aber ständig an der Stoßstange des tankpool24-Mercedes. Insbesondere am Ende der unendlich langen Gegengeraden versuchte der MAN-Pilot immer wieder durch extrem spätes Bremsen auf der Innenbahn der beinahe 180-Grad-Kehre durchzustechen. Aber Halm konnte jedes Mal kontern. Fast gleichauf zogen die beiden dann jeweils in die nächste Kombination aus zwei Linkskurven, und da hatte Halm dann wieder die Nase vorn. Doch wenige Runden vor Schluss drehte Summerfield den Spieß um und luchste der Schwäbin genau hier ihren sicher geglaubten 17. Platz ab.

Später erhielt der vor ihr liegende Blaise wegen Overspeeds noch eine 30-Sekundenstrafe, sodass Halm dann doch wieder auf den 17. Rang vorrückte.

Im zweiten Tagesrennen sollte es noch besser kommen. Beim Start konnte sich die Mercedes-Pilotin wieder gegen nominell stärkere Konkurrenten durchsetzen. Auf einer ganz sauberen Linie ohne besondere „Feind“-Berührungen kämpfte sich Halm immer weiter nach vorn und platzierte ihren Mercedes-RaceTruck schließlich auf dem 14. Rang. Auf dem Podium standen erneut Hahn und Albacete, den Sieg hatte sich allerdings David Vrsecky aus Tschechien sichern können.
Im Focus gerade auch der französischen Presse stand aber dennoch häufig eben Steffi Halm. Am Spätnachmittag rückte ein ganzer Photographentross an, um gemeinsame Bilder mit Steffi und Jennifer Janiec, der einzigen Dame in der französischen Truckmeisterschaft, zu schießen.

Dass die Bäume nicht gleich in den Himmel wachsen, erfuhr Stephanie dann am Sonntag. Bei hervorragenden Pistenverhältnissen konnte sie sich im Zeittraining wieder etwas verbessern – doch jetzt nur noch im Zehntelbereich. Allerdings hatte sich auch die direkte Konkurrenz steigern können, und so blieb der einzigen Dame in dem 23er-Fahrer-Feld diesmal nur der 19. Startplatz. Im anschließenden Rennen erlebte die junge Schwäbin, dass es auch im Truckracing Frauen gegenüber keine besondere Rücksichtnahme gibt. Schon beim Start wurde sie in die Wiese gedrängt und fand sich plötzlich weit hinter dem Feld wieder. Zurück auf der Piste setzte sie dann zur großen Verfolgungsjagd an und hatte sich schon bald wieder auf den 19.Platz vorgekämpft. Doch die vor ihr liegenden Piloten fuhren eben auf gleichem Niveau, und so konnte Steffi dann am Ende doch keine weiteren Plätze mehr gut machen.

Das letzte Rennen des Tages wurde wieder einmal zum Highlight für das Publikum. Nach äußerst spannendem Verlauf holte sich ganz überraschend der Spanier Javier Mariezcurrena den Sieg vor den favorisierten Renault-Piloten Adam Lacko (CZE) und Markus Bösiger (SUI). Und wie schon am Vortag setzte Stephanie auch hier wieder besondere Akzente. Anfangs noch in diverse kleine Scharmützel verwickelt, konnte sie sich bald von dem kleinen Pulk der direkten Konkurrenten lösen, und fuhr einem ungefährdeten 15. Platz entgegen. Am Ende trennten sie nach knapp 25 Rennminuten gerade noch 17 Sekunden vom 10. Platz, dem ersten Punkterang.

„Solche Überlegungen“, so Teamchef Markus Bauer, „sind derzeit aber eher zweitrangig. Für uns war es wichtig, alle vier Rennen zu Ende fahren zu können. Das hat prima geklappt, wir sind mit dem Ergebnis höchst zufrieden. Außer einigen Schönheitsblessuren haben wir, soweit wir das im Moment erkennen können, nichts weiter zu beklagen. Steffi hat enorme Fortschritte gemacht und Piloten hinter sich gelassen, die nicht nur schon seit Jahren im Truckracing aktiv sind, sondern die auch noch etliche PS mehr zur Verfügung haben.“

Stephanie Halm merkte man schon an, dass ihr Ehrgeiz damit noch lange nicht gestillt ist. „Die Gespräche mit Uwe Nittel am Freitag haben mir sehr viel gebracht“, meinte die Pilotin nach den Rennen. „Ich bin bestens durch alle Scharmützel gekommen. Und wenn sich in den zweiten Tagesrennen, in denen es ja durch die umgekehrte Startaufstellung bei den ersten Acht häufig sehr heiß zugeht, vielleicht mal ein paar Kollegen vor mir gegenseitig abschießen, komme ich ja möglicherweise schneller in die Punkteränge als gedacht“, setzte Steffi Halm verschmitzt lächelnd hinzu.
Gelegenheit dazu hat das tankpool24-Racing-Team bereits in 3 Wochen, vom 8. bis 10. Juli, beim Truck Grand Prix am Nürburgring, dem absoluten Highlight der FIA European Truck Racing Championship.

Internet: www.steffi-halm.de

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