Steffi Halm schnuppert in Most an den Punkten
Beim 7. Lauf zur FIA European Truck Racing Championship im tschechischen Most hätte Steffi Halm ihrer Mutter zum Geburtstag gern den ersten Punkt geschenkt – doch noch hat es nicht ganz gereicht.
Dennoch stand die einzige Dame im 21köpfigen Fahrerfeld ständig im Mittelpunkt nicht nur der vielen deutschen Besucher, sondern wieder einmal auch im Focus der Medien. Bei sehr wechselhaften Wetterverhältnissen, die Temperaturen schwankten in der Mittagszeit zwischen 15 und 35 Grad, an einem Tag herrschte strahlend blauer Himmel, am nächsten Tag goss es in Strömen, war es gerade für Halm bei ihrem gerade Mal vierten Truckracing-Wochenende besonders schwer, sich gegen die in vielen Rennschlachten erworbene Truckracing-Erfahrung der Konkurrenten zu behaupten.
Schon im Zeittraining lag die junge Schwäbin mit ihrem tankpool24-Mercedes-Benz auf einem Niveau mit manch wesentlich stärker bestücktem MAN und Renault neueren Datums. Dazu waren die Rennen in Most für das MB-Motorsport-Team von Markus Bauer noch von einer besonderen Brisanz. Es war das Duell zwischen dem Rookie der Saison, Steffi Halm, und dem Altmeister Heinz-Werner Lenz. Denn schließlich fährt Lenz den Mercedes-Benz-RaceTruck, den Bauer gern gehabt hätte – allerdings hatte Lenz seinerzeit einfach das glücklichere Ende für sich. Nach dem Zeittraining lag Halm einen Platz vor dem Unternehmer aus Plaidt, war dabei auch eine ganze Sekunde schneller. Die direkten Konkurrenten im Rennen waren dann aber die nominell eigentlich schnelleren Jean-Pierre Blaise (Renault) aus Belgien und Zoltan Birnbauer (MAN) aus Ungarn, die schließlich noch einige PS mehr unter der Haube haben. Den Belgier packte Halm dann zwar nicht, aber immerhin Birnbauer, und im Sekundenabstand passierte man dann am Ende die Ziellinie. Erst danach kam der orangefarbene RaceTruck von Lenz ins Ziel.
Vor dem zweiten Rennen hatte es kräftig gegossen. Auch wenn der Regen dann etwas nachließ, war die Piste doch von Pfützen übersät. So wurden erst einmal zwei Einführungsrunden hinter dem PaceCar absolviert, bevor es zum fliegenden Start kam. Und bei diesen schwierigen Streckenverhältnisse konnte Lenz all seine Routine aus zwanzig Jahren Truckracing ausspielen. Innerhalb weniger Runden war er auf den 11.Platz vorgefahren – und direkt hinter ihm klemmte Steffi Halm. Doch dann hatte die junge Pilotin leichte Probleme mit den Zwischengängen, verlor ihren ganzen Speed und auch einen Platz. So musste sie sich am Ende mit dem 13.Rang zufrieden geben, dabei wäre bei etwas mehr Glück der 10.Platz – und damit auch der erste Punkt – durchaus drin gewesen.
Am Sonntag herrschten dann wieder normale Verhältnisse, leicht bewölkter Himmel bei mäßigen Temperaturen. Im Zeittraining bewegte Halm ihren Mercedes-Benz wieder einmal auf Augenhöhe mit wesentlich erfahreneren und stärker motorisierten Piloten. Und erneut konnte sie Lenz im innerdeutschen „Stern“-Duell in Schach halten. Im Rennen musste sich die Pilotin zwar der Phalanx der bis zu 200 PS stärkeren MAN- und Renault-RaceTrucks beugen, doch im Ziel lag Halm ein weiteres Mal vor dem mit allen Truckracing-Wassern gewaschenen Altmeister aus Plaidt. Und diese Routine kam Lenz dann auch beim Start des letzten Rennens des Wochenendes zugute.
Halm hatte sich in der ersten Schikane, einer engen 90-Grad-Kurve, etwas nach außen drängen lassen. So musste sie voll abbremsen, um nicht ins Kiesbett zu rutschen. Dabei verlor sie ihren ganzen Schwung, und all die hinter gestarteten Trucks rauschten vorbei. Nach und nach konnte Steffi mit ihrem tankpool24-Mercedes sich dann wieder etwas nach vorn kämpfen und klemmte bald auch schon hinter Lenz. Obwohl sie in ihrer schnellsten Runde mehr als eine halbe Sekunde schneller war als der Plaidter, gelang es ihr dann doch nicht mehr, den Routinier, der zudem ja noch in einem neueren und nominell stärkeren Auto saß, zu überholen. Und so musste sie sich hinter dem früheren Europameister schließlich mit dem 17.Platz zufrieden geben.
„Insbesondere das zweite Rennen am Samstag hat doch gezeigt, dass die Punkteränge für uns keine Utopie mehr sind,“ so Teamchef Bauer am Sonntagabend. „Unsere vielen Gäste, insbesondere auch die aus den Mercedes-Benz-Vertretungen, waren nicht nur von den Kochkünsten unseres Caterers Herrmann Hahn begeistert, sondern gerade auch von Steffis Vorstellung und Leistung hier in Most. Möglicherweise haben wir schon beim nächsten Rennen in Zolder etwas mehr Power unter der Haube, dann holen wir bald auch den ersten Punkt.“
Und dieses Rennen im belgischen Zolder, 8. Lauf zur FIA European Truck Racing Championship, gibt es bereits in drei Wochen, am 17. und 18. September.
Internet: www.steffi-halm.de